Werte versus starre Regeln

Es ist mensch­lich, gefal­len zu wol­len oder hohe Ansprü­che an sich selbst zu haben. Solan­ge dies fle­xi­bel geschieht, kann es unser Leben berei­chern. Pro­ble­ma­tisch wird es, wenn star­re Regeln über­neh­men: „Ich muss immer …“ oder „Ich darf nie …“. Die Akzep­tanz und Com­mit­ment The­ra­pie (ACT) unter­stützt dabei, die­se Mus­ter zu erken­nen, fle­xi­bler zu han­deln und ein Leben nach eige­nen Wer­ten zu gestalten.

Gesunde vs. ungesunde Muster 

Peo­p­le Plea­sing und Per­fek­tio­nis­mus sind nicht grund­sätz­lich nega­tiv. Gesun­des Peo­p­le Plea­sing ist ein Ver­hal­ten, das sozia­len Erfolg und Zufrie­den­heit för­dert, z.B., wenn wir ande­ren hel­fen, ohne unse­re eige­nen Bedürf­nis­se aus dem Blick zu ver­lie­ren. Unge­sun­des Peo­p­le Plea­sing ent­steht, wenn Angst vor Ableh­nung oder Schuld­ge­füh­le das Han­deln bestim­men – dann füh­ren Für­sor­ge und Nach­sicht schnell zu Stress und Erschöpfung.

Auch beim Per­fek­tio­nis­mus gibt es zwei Sei­ten. Gesun­der Per­fek­tio­nis­mus bedeu­tet, sich für hohe Qua­li­tät zu enga­gie­ren, Feh­ler als Lern­chan­cen zu sehen und stolz auf Fort­schrit­te zu sein. Unge­sun­der Per­fek­tio­nis­mus dage­gen ist geprägt von stän­di­ger Selbst­kri­tik, Angst vor Feh­lern und dem Gefühl, nie genug zu sein. Das blo­ckiert Zufrie­den­heit und erhöht das Risi­ko für Burnout.

Wie ACT helfen kann 

Die Akzep­tanz- und Com­mit­ment­the­ra­pie (ACT) zielt nicht dar­auf ab, Gedan­ken oder Gefüh­le los­zu­wer­den, son­dern psy­cho­lo­gi­sche Fle­xi­bi­li­tät auf­zu­bau­en: die Fähig­keit, sich im All­tag von Wer­ten lei­ten zu las­sen – auch dann, wenn schwie­ri­ge Gefüh­le oder Gedan­ken auftauchen.

Der zen­tra­le Unter­schied zu klas­si­schen Selbst­op­ti­mie­rungs­pro­gram­men: ACT trennt Wer­te von Zielen.

  • Wer­te sind jene Qua­li­tä­ten, an denen wir unser Ver­hal­ten aus­rich­ten möch­ten – wir kön­nen uns fra­gen: „Von wel­chen Qua­li­tä­ten möch­te ich mein Han­deln lei­ten las­sen?“ z.B. Mit­ge­fühl, Ehr­lich­keit oder Selbst­für­sor­ge. Wer­te defi­nie­ren unse­ren inne­ren Kom­pass, und die grund­sätz­li­che Rich­tung, die wir mit unse­rem Ver­hal­ten im Leben ein­schla­gen wol­len. Wenn wir uns unse­rer Wer­te bewusst sind, kön­nen wir sie im All­tag fle­xi­bel in Ver­hal­ten über­set­zen, und so erfolg­reich sein. 
  • Zie­le sind kon­kre­te Schrit­te (auch „Mei­len­stei­ne“) in die gewünsch­te Rich­tung – z. B. „Heu­te sage ich freund­lich Nein“ oder „Ich been­de die Arbeit pünkt­lich, um Zeit für mich zu haben“. Zie­le sind hilf­reich, um Erfolg zu mes­sen und greif­bar zu machen. Das moti­viert, wie eine Beloh­nung nach geta­ner Arbeit. Zie­le soll­ten aller­dings wenn mög­lich  fle­xi­bel gehand­habt wer­den und immer als „Teil­ziel“ betrach­tet wer­den, denn die Wer­te sind es, an denen wir uns lang­fris­tig ori­en­tie­ren sollten. 

So bleibt Leis­tung mög­lich, aber sie gelingt intrin­sisch moti­viert durch die eige­nen Wer­te – nicht aus Angst, Schuld oder das Befol­gen rigi­der Regeln.

Praktische ACT-Übungen

  • Drop­ping Anchor: 1. Gedan­ken und Gefüh­le benen­nen, 2. mit dem Kör­per ver­bin­den, 3. in wert-ori­en­tier­tes Ver­hal­ten enga­gie­ren – um im Hier und Jetzt mit unan­ge­neh­men Erfah­run­gen umge­hen zu ler­nen und hand­lungs­fä­hig zu bleiben.
  • Defu­si­on: Gedan­ken wie „Ich darf nie­man­den ent­täu­schen“ oder „Ich muss alles per­fekt machen“ als das erken­nen, was sie sind: Gedan­ken, kei­ne Wahrheiten.
  • Wer­te klä­ren: Sich fra­gen: „Was ist mir in mei­nem Leben wirk­lich wich­tig?“ – und dar­aus kon­kre­tes Ver­hal­ten ableiten.
  • Bill of Rights: Das eige­ne Recht auf Bedürf­nis­se, Gren­zen und Feh­ler bewusst anerkennen.
  • Selbst­mit­ge­fühl: Mit sich selbst so spre­chen, wie man mit einem guten Freund spre­chen wür­de, „gemein­sa­mes Mensch­sein“ üben.

Fazit – Erfolg ohne Frust und Erschöpfung 

Peo­p­le Plea­sing und Per­fek­tio­nis­mus kön­nen hilf­reich sein, solan­ge sie fle­xi­bel gelebt wer­den. Wer­den sie jedoch starr, rau­ben sie Ener­gie und Lebens­freu­de. ACT bie­tet die Mög­lich­keit, ein erfüll­tes Leben zu füh­ren, in dem Erfolg und Selbst­für­sor­ge Hand in Hand gehen. Statt aus Angst oder Schuld zu han­deln, ori­en­tie­ren wir uns an unse­ren Wer­ten – und kön­nen so Zie­le errei­chen, ohne auszubrennen.

Quellen und weiterführende Literatur 

Die­ser Arti­kel basiert auf dem ACT-Trai­ning for Peo­p­le Plea­sing and Per­fec­tion­ism von Dr. Russ Har­ris, einem der inter­na­tio­nal bekann­tes­ten ACT-Trainer.

Emp­feh­lens­wer­te Bücher von ihm sind z.B.: The Hap­pi­ness Trap (dt. Wer dem Glück hin­ter­her­rennt, läuft dar­an vor­bei: Ein Umdenk­buch, 2. Auf­la­ge 2023) und The Con­fi­dence Gap (2. edi­ti­on 2022, bis­her nur auf Eng­lisch). Sie zei­gen pra­xis­nah, wie wir mit ACT Selbst­kri­tik, Peo­p­le Plea­sing und unge­sun­den Per­fek­tio­nis­mus über­win­den können.

Mehr Mate­ria­li­en, Arbeits­blät­ter und Audio-Übun­gen fin­den Sie auf sei­ner Web­site: www.actmindfully.com.au

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